Maulkorb & Maulkorbtraining
Der Maulkorb scheidet die Geister: Während manche Halter das „aggressive“ aussehen Ihres Hundes mit Maulkorb scheuen, beginnen viele schon im Welpenalter Ihrem Hund das Tragen eines Maulkorbes anzugewöhnen.
Besser ist es natürlich, wenn der Hund den Maulkorb kennt, und dass in den verschiedensten Bereichen. Sei es nun bei einem Tierarztbesuch, in der Bahn oder in einer Seilbahn. Irgendwann kommt für die meisten Hunde der Tag, an dem einfach einer drauf muss!
Die wichtigste Grundregel, bevor du überhaupt mit einem Maulkorbtraining beginnst lautet: Der Maulkorb muss gut passen!
Er sollte deinem Hund nicht in die Augen rutschen, zugleich aber auch nicht an der Nase unangenehm reiben. Er darf nicht so groß sein, dass der Hund ihn abstreifen kann, aber auch nicht zu eng, damit er damit noch gut hecheln kann. Hunde können kaum schwitzen und benötigen das Hecheln, um nicht zu überhitzen. Nach Anstrengung oder bei großer Hitze ist auch starkes Hecheln beim Hund wichtig. Daher ist von Maulkörben welche das nicht zulassen (Zb. Maulschlaufe aus Stoff), auch für nur kurze Zeit, abzuraten.
Im Idealfall sollte der Hund auch mit Maulkorb trinken können, und sein Maul weit genug öffnen können- ohne aber durch das Material hindurch noch zubeißen zu können. Es gibt Maulkörbe (zB weiche Biothane- oder Silikon Modelle) bei denen das durchaus im Bereich des Möglichen liegt, und auch schon vorgekommen ist.
Durch die richtige und schrittweise Maulkorbgewöhnung mit einem gutsitzenden Maulkorb hat dein Hund keinerlei Einschränkungen seiner Lebensqualität.
So misst du den richtig sitzenden Maulkorb aus:
Beim Ausmessen gelten zwei Haupt-Parameter: Die Schnauzenlänge und die Schnauzenbreite Deines Hundes.
Die Schnauzenlänge sollten von dem Punkt, wo der Maulkorb aufliegen sollte, bis zur Nasenspitze gemessen werden. Im Normalfall misst man auf dem Nasenrücken ab ca. 0,5 – 1,5 cm unterhalb der Augen.
Für den passenden Maulkorb benötigst du dann noch eine Zugabe, damit er nicht zu kurz ist und vorne an die Schnauze stößt. Bei kleinen Hunden reichen ca. 0,5 – 1 cm, bei mittelgroßen bis großen Hunden können es auch 1 – 2 cm sein.
Der Schnauzenumfang sollte an der breitesten Stelle gemessen werden.
Achtung: Das Maßband sollte so eng anliegen, dass kein Finger mehr dazwischen passt, es sollte den Hund die Schnauze aber nicht zusammenquetschen.
Jetzt brauchst du aber noch eine Zugabe, damit dein Hund genügend Platz zum Hecheln hat. Diese Zugabe unterscheidet sich nun wieder je nach Form der Nase: Im Normalfall verwendet man eine Zugabe von ungefähr 30 – 40%.
Am besten ist es natürlich, wenn du einen individuell gefertigten Maulkorb bestellst. Du kannst allerdings auch einfach mit Deinem Hund auf „Anprobe“ gehen, und verschiedene Modelle durchtesten. Achte darauf, ob und wie weit Dein Hund sein Maul noch öffnen kann (du kannst dazu zb. einmal ein Leckerli durchschieben, dann erkennst du es relativ schnell).
Mi einem solchen Maulkorb kann Dein Hund zwar bei entsprechender Größe hecheln, allerdings birgt er keine wirkliche Sicherheit. Aus weichem Material gefertigt, schützt er nicht vor dem Zubeisen!
Solche und ähnliche Maulschlaufen lassen Deinen Hund nicht hecheln. Damit sind sie evt. bedrohlich für den Kreislauf, und somit die Gesundheit des Hundes!
Diese Drahtgitterkörbe schauen zwar etwas bedrolich aus, erfüllen aber alle Kriterien eines guten Maulkorbes!
Das Maulkorbtraining
Trainingsaufbau Hinweis: Während der positiven Basisverknüpfung der ersten wird der Maulkorb dem Hund nur offen hingehalten, jedoch noch nicht fest umgeschnallt.
Schritt 1:
Halte Deinem Hund den Maulkorb so hin, dass er ihn mit der Schnauze leicht erreichen kann.
Achte darauf Deine flache Hand so unter den Maulkorb zu halten, dass die eingesetzten Futterstückchen nicht durch die Gitterstäbe fallen können.
Jetzt werden attraktive Futterstückchen in den Maulkorb gelegt, die der Hund nun selbständig aus dem Maulkorb fressen darf.
WICHTIG: Den Maulkorb NICHT einfach drüberstülpen- lass Deinen Hund von selbst hinengehen
Schritt 2:
Jetzt kannst du schon die Zeitdauer ausdenen, die der Hund seine Schnauze im Maulkorb belässt.
Halte den Maulkorb wie gewohnt offen und für den Hund gut zugänglich hin, jedoch ohne ihn zuvor mit Leckerchen befüllt zu haben.
Warte bis Dein Hund seine Schnauze freiwillig in den Maulkorb steckt. Jetzt erst gibt es von außen seine Belohnung- und zwar durch die Gitterstäbe. Wärend du nun von außen Belohnungen nachschiebst, bewegst du den Maulkorb ganz langsam rückwärts. Durch das Rückwärtsgehen lernt Ihr Hund aktiv mit seiner Schnauze in den Maulkorb zu drängen, denn er möchte den Kontakt zur Quelle der Belohnung nicht verlieren.
Schritt 3:
Stelle das Nackenband zunächst auf eine möglichst große (ggf. die größte) Abmessung ein. Jetzt machst du wieder das Selbe wie in Schritt 2, ziehst aber dabei dem Hund das bereits geschlossene Nackenband einmal über die Ohren.
Lass den Maulkorb dann kurz los, und greif wieder danach. Jetzt erfolgt wieder die Belohnung durch die Gitterstäbe hindurch.
Schritt 4:
Steigere jetzt schrittweise den Anspruch der Übung:
- Verlängere die Zeitdauer, bis du wieder zum Maulkorb greifst
- Steigere die Zeit zwischen greifen des Maulkorbes und der Belohnnung
- Ein unvorhergesehener Belohnungsrhythmus kann eingeführt werden (Einmal gibts nach 5sek. eine Belohnung, das nächste mal nach 10 sek. wieder das nächste mal nach 7sek. etc.)
Schritt 5:
Dein Hund ist nun mit einer Grundversion vertraut, den Maulkorb aufgesetzt zu bekommen. Für eine längere Tragephase sitzt der Maulkorb in aller Regel jedoch noch zu locker. Das Nackenband muss so nachjustiert werden, dass ein Abrutschen des Maulkorbs von der Nase unmöglich ist.
Mach auch das in kleinen Schritten, je nachdem wieviel Dein Hund tolleriert. zB kannst du im Rahmen des Trainings den Maulkorb täglich etwas enger stellen
Tipp: Du kannst die Passform überprüfen, indem du am oberen Maulkorbrand Richtung Nasenspiegel ziehst. Es darf dir dabei nicht mehr gelingen, den Maulkorb von der Nase abzuziehen.
Schritt 6:
Dein Hund ist nun bereits ein echter Maulkorbfreund!
Sowohl seine Schnauze für längere Zeit freiwillig im Maulkorb zu halten, ein wechselndes Loslassen und Wieder-danach-Greifen von Deiner Seite als auch die Manipulationen an der Schnalle sind ihm vertraut.
Jetzt kannst du jeweils ohne Vorarbeiten, direkt mit dem Anziehen starten.
Tipp: Achte in den nächsten Trainingsdurchgängen weiterhin darauf, den Hund für seine Mitarbeit häufig genug zu belohnen, um seine Begeisterung für das Training nicht zu schmälern und das Lernen von Fehlern zu vermeiden!
Jetzt solltest du das Tragen des Maulkorbs zum Feinschliff in den verschiedensten Situationen und für unterschiedlich lange Zeiten üben.
Tipp: Lass Deinen Hund, während er den Maulkorb trägt, auch andere Übungen absolvieren. Dabei solltest du Übungen nehmen, die er bereits aus dem Effeff beherrscht. So ist er "abgelenkt" und gewöhnt sich immer weiter an den Maulkorb!