Es ist nicht einfach eine Frage, es ist fast schon eine Philosophie, die die Hunde-Halter-Welt in zwei Lager aufspaltet.
Die Halsband Befürworter, sprechen von einem besseren Handling des Hundes, denn schließlich hat der am Hals geführte Hund, nicht ganz so viel Kraft um sich in die Leine zu schmeißen, wie an einem Geschirr.
Die Geschirr Befürworter machen sich meist sorgen um die gesundheitlichen Auswirkungen die ein Halsband haben kann, und die sind, gerade bei ziehenden Hunden, auch nicht von der Hand zu weisen.
Was schlussendlich genommen wird, Halsband oder Geschirr, das bleibt einem Jeden selbst überlassen. Einige Gedanken, und den Link zu einem Interessanten Bericht rund um das Thema, findet Ihr hier.
Sowohl Halsband als auch Geschirr bieten uns die Möglichkeit, eine Leine am Hund zu befestigen und dadurch Kontrolle und Führung auszuüben.
Gerade beim Halsband, wirken die Kräfte die an der Leine entstehen- entweder durch uns, oder durch den Hund der zieht- auf nur wenige Quadratzentimeter.
Dabei drückt das Halsband auf einen sehr sensiblen Bereich des Halses: Schilddrüse, Kehlkopf, die Luftröhre und die großen Halsgefäße befinden sich in diesem Bereich.
Durch den andauernden Druck auf diese Bereiche, kann es hier zu vielfältigen Funktionsstörungen kommen, welche oftmals auch eine Folge von nicht erkannte Entzündungen sind.
Zieht ein Hund stark, oder wird er mittels „Leinenruck“ trainiert (davon ist nicht nur aufgrund Gesundheitlicher, sondern auch lerntheoretischer Gründe ab zu raten!), wirken außerdem massive Kräfte auf die Halswirbelsäule des Hundes ein.
Man sollte sich also, vor Verwendung eines Halsbandes, durchaus darüber Gedanken machen.
Ist ein Geschirr wirklich besser?
In vielen Bereichen eindeutig: JA!
Beim Geschirr verteilt sich der Druck auf eine größere Fläche, der Hals wird deutlich entlastet.
Aber auch ein falsches Geschirr kann mitunter Probleme bereiten.
2006 wurde die „Jenaer Studie zur Hundefortbewegung“ veröffentlicht. Diese Studie hat, beispielsweise durch ihre Gangbildanalysen, unsere Sicht auf die Fortbewegungsaktionen der Vordergliedmaßen gründlich revolutioniert.
So spielen beispielsweise Bewegungen des Schulterblatts eine wesentliche Rolle. Das Blöde am Geschirr ist, dass die meisten Handelsüblichen Geschirre, genau diesen, für die Bewegung so wichtigen Bereich, einengen.
Bei der Auswahl des Geschirres sollten wir also sorgfältig prüfen, ob damit eine freie und unbehinderte Bewegung der Vordergliedmaße, einschließlich des Schulterblatts, möglich ist.
Viele Gurtgeschirre umfassen den Brustkorb außerdem viel zu nah am Vorderbein, und Scheuern hier (quasi "unter der Achsel"). Das ständige Scheuern führt hier dazu, dass die Hunde Ihre Bewegungen
leicht verändern, und die Vordergliedmaßen etwas nach außen drehen, um dem Druck zu entgehen. Die Damenwelt, darf hier gerne an Schuhe denken, die Scheuern, damit läuft man dann auch wie auf
rohen Eiern.
Viele Geschirre sitzen auch dermaßen schlecht, dass sie viel zu eng eingestellt werden müssen, damit sie nicht am Rücken „herumschlottern“.
Vollkommen ungeeignet, sind sogenannte Erziehungsgeschirre. Diese ziehen sich, wenn Zug drauf kommt um die Vorderfüße des Hundes, und sollen Ihn so am Ziehen an der Leine hindern.
Wenn wir uns an die, vorhin genannte, Studie zur Bewegung des Hundes erinnern, dann bringt dies Geschirr dem Hund wohl nicht wenige Schmerzen, und dem Menschen, im schlimmsten Falle einen Leinen-aggressiven Hund!
Denn immer wenn der Hund Schmerzen an der Leine empfindet, kann dies zu einer sogenannten Fehlverknüpfung führen. Das bedeutet, dass der Hund in diesem Falle, die Schmerzen nicht dem Geschirr bzw. seinem Leinen-ziehen zuordnen kann, sondern es vielleicht mit dem gerade entgegenkommenden Hund verbindet. Und bald schon haben wir einen Leinenrambo- denn was Schmerzen verursacht, will man natürlich auf Abstand halten.
Zum guten Schluss noch eine gute Nachricht: Jeder Hund kann lernen ohne zu ziehen, an der Leine zu laufen. Mit dem richtigen Training, ist es dann auch egal ob Halsband oder Geschirr, denn schließlich zieht der Hund dann nicht mehr, und somit entstehen auch keine Verletzungen!
